Es ist drei Uhr nachmittags am Pool auf dem Dach des **** Hotels und die rote Scheibe der Sonne hat Mühe sich durch den rauchigen Dunst zu kämpfen. Die Waldbrände Sumatras sind anscheinend wieder ausser Kontrolle geraten. Die Hotelangestellte sagt, dass es aber in Bengkulu viel schlimmer sei und Padang diesmal noch Glück hat. Man kann sich also anscheinend auch mit großflächiger Umweltzerstörung arrangieren, solange es die Anderen trifft.


Frische Fruchtsäfte stehen bereit und gleich gönnen wir uns eine Massage im Spabereich. In Momenten wie diesen beneide ich normale Touristen. Keine Matratzen auf dem Fußboden einer Holzhütte, sondern Aircondition und das volle Wellnessprogramm. Andererseits möchte ich um nichts in der Welt die Fahrt in einem Einbaum durch die Mangroven Siberuts missen, oder die völlige Abwesenheit von Verkehr oder Straßen auf Nyang Nyang.

Fruchtsaftdekadenz am Pool
Fruchtsaftdekadenz am Pool

Wir verdanken unseren Zwischenstopp im All-Inclusive-Land der indonesischen Bürokratie, denn es ist Zeit unsere Visa zu verlängern. Mit dunklen Vorahnungen, und bei Abgabe unserer Pässe auf eine Erfahrung kafkaesken Ausmaßes eingestellt, sind wir im Kantor Imigrasi Padang aufgelaufen.
Denn wenn man vom Chaos im Rest Indonesiens auf seine Bürokratie schliessen könnte, müsste es dort zugehen wie bei Kafka in all seinen Werken oder wie bei Asterix auf der Suche nach Passierschein A38. Aber nein, uns erwartete das genaue Gegenteil. Eine funktionierende Dienststelle mit klaren Anweisungen, fristgerechter Bearbeitung und, bis jetzt, reibungslosen Abläufen. Kein Wunder, dass Indonesier eine fast schon religiöse Verehrung von Uniformen an den Tag legen, wenn dieses Amt Rückschlüsse auf den gesamten öffentlichen Dienst zulässt.
Dokumente kopieren, Antrag ausfüllen, bezahlen, Fingerabdrücke nehmen und Fotos machen. Dass sich das Ganze über drei Tage zieht und nicht an einem bewerkstelligt werden kann nimmt man gern in Kauf. Ein besonderes Schmankerl während des Procederes war der formlose persönliche Brief an die Dienststelle in dem man darlegen sollte, warum man eine Verlängerung braucht und der sich bei uns in etwa so liest: „Liebe Imigrasi, wir würden gerne noch 4 Wochen surfen und dann fahren wir aber wirklich am 29.10. nach Hause. Es wäre echt nett wenn ihr das genehmigt“.

Hellooo Kitty, lass uns mal lässig durchs Ghetto cruisen
Hellooo Kitty, lass uns mal lässig durchs Ghetto cruisen

Unser ökologischer Fußabdruck ist mitlerweile so groß wie der von ganz Burkina Faso, denn leider ist Sumatra fast 2000km groß und das Flugzeug ist die einzige Alternative zu 30 Stunden Schlaglochpiste. Und wir haben ja diesmal noch nicht mal vor andere Teile des Inselreichs zu erkunden.

Waldbrände und Infinity Pools, kein Widerspruch in Indonesien
Waldbrände und Infinity Pools, kein Widerspruch in Indonesien

Eine letzte warme Dusche, die Pässe holen und dann sind wir wieder 15 Stunden unterwegs nach Krui, von wo wir uns aber sicher melden werden, denn dort gibt es Straßen und Internet. Ob wir von da  aus wirklich nach Aceh, die indonesische Provinz die die Schariah eingeführt hat, gehen oder nicht überlegen wir noch. Generell bin ich ja kein Fan von Leuten die in einer Theokratie leben wollen.