Rilke dreht sich jetzt im Grab um, aber meine Titelzeilenpoesie kennt keine Geschmacksicherheit!

Weihnachten ohne Schnee. Da kann man also ruhigen Gewissens auch mal länger in Köln bleiben, andere Kletterhallen aufsuchen,besinnlich beisammen sitzen, Star wars gucken und sich wundern ob Köln schon früher so verhipstert war. Allerdings täuscht der Eindruck womöglich da ich ja früher in Ehrenfeld gewohnt habe, als es gerade cool wurde und die Gentrifizierung anfing und ich jetzt im Hipsterepizentrum Belgisches Viertel herumgestrolcht bin.

Was macht man nach der obligatorischen und sehr entspannenden Elternzeit in Köln? Skifahren? Nein, denn Ende Dezember war es in „in Teilen der Alpen noch nie so Schneearm wie in diesem Jahr“ Das sind nicht meine Worte, sondern die des SLF, des schweizer Instituts für Schnee und Lawinenforschung und die müssen es wissen. Also geht man bouldern ins Tessin. Auf dem Weg dahin habe ich die Alpen noch nie so schneefrei für Ende Dezember gesehen. Im Tessin lag kein Schnee. Nichts. Die Berge waren bis 3000m schneefrei. Es sah aus wie Anfang Oktober. Die persistente Wetterlage Südwest Antizyklonal kann mich mal kreuzweise. Aber sowas von!

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Kein schnee aber schon recht kalt. Das T-Shirt ist irreführend. Es handelt sich um den aussichtslosen Cruxzug aus 9th Power 7B+/7C. Keine Power, weder die 1. noch die 9.

Ich habe mich wieder in alten Projekten versucht, aber Skifahren trainiert einen nicht wirklich fürs Bouldern. Das ist auch wirklich der Grund warum Skifahren und Wellenreiten in meiner Liste tatsächlich auf Platz eins und zwei liegen und Klettern erst an dritter Stelle kommt. Es ist so unfassbar physisch. Wenn man nicht hart trainiert kommt man nichts hoch. Punkt. Keine Hilfe durch Flow oder Erfahrung wie beim Skifahren und Surfen, wo eine gewisse Grundfitness reicht, um Spaß zu haben. Wenn man den Griff nicht festhalten kann, kann man ihn nicht festhalten. Philosophische Erkenntnistheorie für Anfänger.

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6b, das kann ich gerade noch festhalten. Warkmklettern über dem Abgrund. Unter mir ist ein 3m tiefes Loch, das mit Müll gefüllt ist. Extrinsische Motivation um nicht loszulassen.

Eine weitere Erkenntnis: Ich bin anscheinend verweichlicht, denn während ich im Hotel unter meinem Federbett schlummerte, hausten Martin, Mäxle und co. unter einer Plasitikplane auf dem Parkplatz. Bei Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt bin ich anscheinend nicht für so etwas gemacht.

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Bouldern im Schnee. Hier geht es nur um Ästhetik und nicht mehr um Performance, denn oben rausklettern ist nicht mehr möglich.

Insgesamt ein schönes Silvester, aber es ist Winter und ich verlange Schnee! Da so eine Trostlosigkeit nicht zum Aushalten ist, habe ich meine Flucht aus Europa auf diesem Klettertrip vorbereitet. Wer jetzt aber denkt aha es gab doch Schnee, das schreibt er doch selbst, dem sei gesagt 5cm Schnee reichen zwar aus um das Bouldern mühselig zu machen, zum Skifahren ist es aber um den Faktor 40 zu wenig.

Doch zu Japow in Japan gibt es einen neuen Eintrag. Wer weiterliest bekommt eine Grünpflanze von mir, versprochen!